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Aus der Schule geplaudert

Alle Jahre wieder eine Förderung von unserem
Forschungsminister Dr. Jürgen Rüttgers.

Nachdem die durch das Forschungsministerium durchgeführte Förderung "Schulen ans Netz" die junge Generation Deutschlands multimedial an das Netz zur Kommunikation und zur Erweiterung des Wissensstandes herangeführt werden sollte, stehen diesmal die Senioren auf Herrn Rüttgers Liste.

Wie aus der obigen Presseinfo ersichtlich, ist Dr. Rüttgers mit seiner Initiative "Schulen ans Netz" mehr als zufrieden. Dabei ist der Erfolg wirklich sehr fraglich. Dazu ein kurzer Exkurs: Meine Schule, das Görres-Gymnasium in Düsseldorf, hat 1994 beschlossen sich an das Internet anzuschließen. Nachdem staatliche Institutionen vergeblich um eine finanzielle Trägerschaft gebeten worden waren, machte sich die Schule auf die Suche nach einem Sponsor, den sie schließlich bei der Rheinischen Post Düsseldorf auch fand. Die Förderung aus Bonn kam jedoch erst, nachdem die Schule bereits an das Internet per Standleitung angeschlossen, und verkabelt worden war. Diese bestand jedoch lediglich darin, daß man ihr einen, wenn auch gut ausgerüsteten, P75 zur Verfügung stellte. Weitere finanzielle Mittel sieht diese Förderungen nicht mehr vor. So wurde seitens des Bundes nicht einmal versucht den Lehrern das Internet nahe zubringen. Trotzdem hat die Schule es mit Hilfe von Netz-Erfahrenen Schülern und unserem Lehrer Herr Rainer Wallhorn, der schon seit geraumer Zeit im Netz aktiv ist, geschafft, das Lehrer-Kollegium und die Schüler für das neue Medium zu interessieren. Auch wurde im Schuljahr 1996/97 im Informatik-Unterricht zum ersten mal eine Arbeit zum Thema HTML (Internet) geschrieben. Dies ist eins von wenigen positiven Beispielen. Die meisten anderen Schulen haben, sofern sie privat keine Initiative ergriffen haben, im Rahmen der Förderung aus Bonn neben dem P75 noch ein Standart 28.800 Modem bekommen. Viele Schulen hatten nicht das Glück auf das Wissen von Fachleuten innerhalb der Schule zurückgreifen zu können. Jetzt ist es leicht vorstellbar, wie die Lehrkörper und Schüler an anderen Schulen auf diese 'Förderung' reagiert haben. Das Internet wird hauptsächlich von einer Gruppe von Insidern genutzt.

Nicht-Computerfreaks haben keine Chance an dieses Medium heranzutreten, da für eine entsprechende Einweisung meist keine Lehrkräfte mit fundierten Fachkenntnissen zur Verfügung stehen. Die Lehrer haben keine Möglichkeit das Internet im Rahmen einer Exkursion in den Unterricht einzugliedern; Gründe sind hierfür das Fehlende Fachwissen der Lehrer und die geringe Hardware Ausstattung. Oder können Sie sich vorstellen, daß 20-30 Schüler an einem PC sitzen und im Internet surfen wollen?

Meine Befürchtung ist, daß es mit dem neuem Konzept des Forschungsministeriums ähnlich wie in den Schulen ablaufen wird. Es wird zwar vielleicht die nötige Hard- und Software bereitgestellt, jedoch bedarf es mehr als nur der Ausstattung, um das Web für Senioren attraktiv zu machen. Sie brauchen etwa Seminare und leicht verständliche Erklärungen, wie man vorteilhaft das Internet für sich nutzbar macht. Vorteile wie z.B. Beamtengänge von zu Hause aus zu tätigen oder mit seinem Freund aus früheren Tagen über das Internet Schach zuspielen, sind sehr interessant, und bestimmt eine gute Sache. Aber um dieses Ziel zu verwirklichen bedarf es schon mehr als nur 10 guten Konzepten, für die die Entwickler anschließend 50.000 DM bekommen.

Es gibt bereits ein erfolgreiches Beispiel für solche Konzepte, die bayrischen Bürgernetze. So hat die bayrische Landesregierung 1995 ein umfassendes Förderungsprogramm auf die Beine gestellt, welches kleine Dörfer und Gemeinden auf dem Land mit eigenen Internetanschlüssen versorgen sollte. Jedes Bürgernetz hat einen eigenen Server auf dem es sich darstellen kann und, was vor allem für die Bürger ein unschätzbarer Vorteil ist, ihm eine Menge Amtsgänge erspart. So können mancherorts z.B. die KFZ-Zulassungsformulare aus dem Netz geladen und zuhause ausgefüllt werden.
Der Erfolg der bayrischen Bürgernetze hat den Sinn und Nutzen von solchen Förderungen gezeigt. Jedoch ist der Wettbewerb des Forschungsministeriums erst ein Schritt in die richtige Richtung. Eine ausreichende Förderung für Senioren würde sehr aufwendig und kostenintensiv werden.

Wiktor W.

Hier noch ein Leser-Kommentar:

Hallo,
dazu noch ein kleines Stückchen aus dem Tollhaus:
wenn Firmen ihre z. T. gar nicht so ganz alten Computerschätzchen an Schulen verschenken wollen, müssen sie dafür Umsatzsteuer zahlen, so daß es regelmäßig billiger ist, die Dinger auf dem Müll zu entsorgen!
Großartig, was?
Viele Grüße, Heike Zemlicka