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Screen vs. Print

Derzeit ist es wohl tatsächlich noch so, daß unsere PCs nur "Knechte" sind, um Dokumente für Printmedien zu erzeugen. Davon zeugt nicht nur die heute noch dominierende Software, sondern auch an der Hardware erkennt man es, sprich daran, daß sich bei Bildschirmen einfach nichts Weltbewegendes tut, zumindest nicht im Consumer-Bereich. Die Leute haben offenbar noch lange nicht kapiert, daß der Bildschirm SELBST das Medium (hardware-mäßig gesehen) der Zukunft ist. Von "lampenorientierten" Farbmodellen bis hin zu neurophysiologisch optimierten technischen Daten bleibt da noch ewig viel zu tun.

[Ich habe an dieser Stelle einfach mal die Argumente zusammengestellt, die in diesem Gespräch ausgetauscht wurden, in eher lockerer Reihenfolge. Wer nun genau was zu wem gesagt hat, ist ja eigentlich unwichtig. Ich hoffe, niemand nimmt mir diese kleine Freiheit krumm <g>]


Einspruch: Mangels genutztem Farbmanagement ist der *PC* weder für Printmedien (außer schwarzweiß), noch für Onlinemedien (außer schwarzweiß) wirklich zu gebrauchen. Man scannt eine grüne Vorlage ein, die am Bildschirm türkis dargestellt wird und auf dem Drucker blau erscheint.

Und da Windows intern alles in RGB-Werten behandelt, nicht aber in CMYK, ist der PC, wenn überhaupt, eher für Bildschirmmedien geeignet.

Das verwendete Farbmodell, ob nun RGB, CMYK, HSB oder CIE, hat mit dem Bildschirm an sich recht wenig zu tun. Die Entwicklung der Software hinkt hinterher, das ist es ganz einfach. An der Hardware eines Bildschirmes kann man nicht viel drehen. Wenn dem Farbmanagementsystem die technischen Daten des angeschlossenen Monitors, des Scanners und Druckers bekannt sind, kann es arbeiten - nur niemand benutzt es.

Erste Versuche gehen dahin, auf dem Bildschirm Farben so darzustellen, wie sie im Druck erscheinen werden. Die druckbaren Farben sind noch wesentlich stärker begrenzt als die Farben am Monitor, also kriegt man so wenigstens keinen Schreck, wenn das helle Türkis auf dem Drucker als dunkles Blau erscheint, obwohl beide die gleichen Farbwerte haben.

«Derzeit ist es wohl tatsächlich noch so, daß unsere PCs nur "Knechte" sind, um Dokumente für Printmedien zu erzeugen.»

Eher im Gegenteil. Wenn Du mal an der Erstellung eines Plakates oder eines anderen Printmedium mitgearbeitet hast (ich meine nicht beim Texte schreiben, sondern in der Druckvorbereitung) dann siehst Du, daß gerade der Druck das Problemkind der Branche ist. Das geht schon an bei Photoshop, in dem zuerst die Grafiken als RGB kreiert werden und dann in CMYK runtergerechnet werden. Das Problem ist eigentlich, daß die Hardware, also der Rechner selbst zuviel kann, nämlich 16,7 Millionen Farben darstellen, der Mensch nur um die 9 Millionen unterscheiden kann und die Pheripherie, also Drucker (auch die Besten und teuersten), Scanner uvm. noch weniger damit anfangen können bzw. nur mit erheblichen Folgekosten. Statte mal eine Illustratordatei (oder ne Coreldraw) mit 100 Pantone-Sonderfarben aus, die der Monitor in etwa anzeigt und schick sie zum Belichter, am besten über Nacht, und das bei Kosten von um die 80 Mark pro Farbe.
Die ganze Pheripherie bei Rechnern ist eigentlich auf die Bildschirmausgabe des eigenen Rechners ausgelegt, obwohl auch da die Hardware, sprich Monitor den Möglichkeiten hinterherhinkt. Wenn man seinen Rechner grafisch so einstellt, daß man mit druckbaren Farben arbeitet, also mit CMYK dann erhält man auch auf dem Bildschirm eine ungefähre Vorschau dessen, wie es beim Druck rauskommt. Das können halt nur große Applikationen. Wie sehr die Software auf Bildschirm und nicht auf Druck ausgelegt ist merkt man bei den billigen Programmen (PSP5, Photoimpact etc.) bis hin zu Corel Draw 7, mit denen man regelmäßig Ausgabeprobleme beim Belichter hat.

«Von "lampenorientierten" Farbmodellen bis hin zu neurophysiologisch optimierten technischen Daten bleibt da noch ewig viel zu tun.»

Genau darin sehe ich auch das Problem. Aber auch an der Medienlandschaft, die auf jede CD eine Version Homesite und IE 4, 10 neue, freie Hintergründe und ein paar Beispiele von Gamperls Menüscripts pressen, den User aber mit wichtigen Fragen im Regen stehen lassen. Und an der verdummenden Werbung über PC's, sei es "vorkonfiguriert bei Aldi" oder beim Händler an der Ecke. Jeder hat mal angefangen, das stimmt, aber an vorkonfigurierte Rechner einen Anfänger zu setzen und dann darauf vertrauen, daß dieser bei einem Systemcrash schon klarkommt oder dann zum kostenpflichtigen Support muß ist schiere Volksverdummung und Geldschneiderei. Das beste Farbmanagementsystem nutzt mir nix, wenn nur ich es einstelle, weil die anderen User keine Kenntniss von dessen Existenz haben. Die 16,7 Millionen Farben nutzen mir nix wenn mein Monitor nur einen Teil davon darstellen kann und evtl. ausgerechnet den Falschen. Hier wird imho noch viel zuviel Schindluder getrieben, meist auf dem Rücken der Ahnungslosen, der Anfänger und Privatpersonen. Für die gilt auch noch keine Verordnung für Bildschirmarbeitsplätze, denen kann man ruhig nen Bildschirm für 300 Mark andrehen. Hier konsequente Aufklärung zu betreiben ist aber anscheinend für die PC-Drucklandschaft, als wenn sie am eigenen Ast sägen würde, denn dann kann sich der Normalconsumer plötzlich keinen PC mehr leisten, wenn schon der empfehlenswerte, "gesundheitsunschädliche" (in Anführungsstrichen) Monitor 1500 DM aufwärts kostet. Und ohne trottelige Consumer keine trotteligen Leser, die so ne PC-Zeitschrift kaufen würden.

«... dann siehst Du, daß gerade der Druck das Problemkind der Branche ist ...»

ich gebe Euch völlig Recht, daß Bildschirme eigentlich für elektronische Präsentationen viel besser geeignet sind als für die Druckvorstufe. Kein Wunder, denn bei der Druckvorbereitung ist der PC eben nur ein "Knecht" für etwas anderes, für ein anderes Medium. Dazwischen liegt ein Medienbruch, der sich auch in technischen Problemen wie Farbmodellen, Echtdarstellung usw. niederschlägt. Aber eben das meinte ich ja - deshalb war das "Knechte" in Anführungszeichen. Eigentlich meinte ich Knechte. Die Hinwendung zur Bildschirmpräsentation bedeutet für die PCs (auch die Macs) eine Befreiung aus dieser Knechtschaft, Arbeit für ein anderes Medium leisten zu müssen. Man kann am PC endlich für dessen eigene Darstellungsmöglichkeiten arbeiten.

«Das beste Farbmanagementsystem nutzt mir nix, wenn nur ich es einstelle, weil die anderen User keine Kenntniss von dessen Existenz haben. Die 16,7 Millionen Farben nutzen mir nix wenn mein Monitor nur einen Teil davon darstellen kann und evtl. ausgerechnet den Falschen»

Naja, zumindest die alten Grafikkarten, die bei normaler Auflösung nicht mehr als 256 Farben darstellen können, sterben ja langsam aus. Und trotzdem sind Dateiformate wie GIF heute noch Standard. Der Weg ist lange und mühsam. Die Kampfpreisstrategen am PC-Markt helfen sicher mit, die Entwicklung zu verzögern, weil sie immer so lange wie möglich vom Konsumenten gerade noch akzeptierte Hardware unter die Masse bringen. Und die Zeitschriften tragen ihren Teil dazu bei, da bin ich ganz Deiner Meinung.

«An der Hardware eines Bildschirmes kann man nicht viel drehen»

Meinst du ernsthaft, die Röhrentechnik paßt noch in die Zeit der Mikroelektronik, und in 20 Jahren wird man immer noch zwei Ellen Tiefe für einen Monitor brauchen?

«Erste Versuche gehen dahin, auf dem Bildschirm Farben so darzustellen, wie sie im Druck erscheinen werden.»

Mir wäre es lieber, wenn die Versuche der Leute mal dahin gehen würden, Daten am Bildschirm ebenso zu akzepieren wie gedruckte Daten. Aber dazu brauchen wir eben "elegantere" Bildschirme, Interfaces einfach, die nicht nur Lötkolbentüftler ansprechen.


Ein frommer Wunsch. Aber nichts ist so anwenderfreundlich wie bedrucktes Papier:
- keine Boot-Wartezeit
- jederorts verfügbar
- ohne Energieversorgung betreibbar
- absturzsicher!!!
- kompatibel bis in den letzten Winkel

Die ersten Flachbildschirme sind ja für teures Geld erhältlich. Aber ist das wirklich ein Fortschritt? Statt Phosphor mit Elektronenstrahlen zum Leuchten anzuregen wird Plasma zum Leuchten angeregt, oder die Reflektion von Licht reguliert.

Trotzdem bleibt eines: Auf einer Fläche im Seitenverhältnis 4:3 und einer Diagonalen der Länge 14, 15, 17, 19, 20 oder 21 Zoll wird mittels einer Pixelauflösung von 640*480 bis 1600*1200 eine Darstellung von Text und Grafik sichtbar gemacht, die man nicht wie Papier anfassen kann, sondern zu deren Manipulation man umständliche Eingabegeräte wie "Tastatur", "Maus" oder "Trackball" benötigt.

Das gleichzeitige Betrachten von unterschiedlichen Dokumenten ist praktisch unmöglich: Entweder ist der Bildschirm zu voll, oder die Schrift ist zu klein.
Die Verwendung von zwei oder mehr Bildschirmen schafft nur eines: Zwei oder mehr Bildschirme sind zu voll oder stellen Schrift zu klein dar, und außerdem kann man die Informationen nicht mal "nebeneinanderhalten", um zu vergleichen.

Wenn wir wirklich irgendwann auf Papier verzichten wollen, dann muß die gesamte Computerwelt revolutioniert werden. So wie es jetzt ist, lese ich lieber Zeitschriften aus Papier, anstatt am Bildschirm.


Ich will mal damit anfangen: (Ich denke aber der Bildschirm ist nur eines, und eines der kleineren Probleme).

- 1. Grönemannscher Lehrsatz: Computer sind keine Schreibmaschinen (Document-Retrievial sollte wie notepad in ein Betriebssystem integriert sein)
- 2. Grönemannscher Lehrsatz: Die Stärke der IT liegt in der Verbindung von menschl. Kreativität (und dazu gehört Gedächtnis) und der Speicherung und Durchsuchbarkeit riesiger Datenbestände). Cer Computer ist dazu da, daß der Anwender über Jahre hinaus seine Informationen sammeln und auch selbst schreiben kann, (der klassische Zettelkasten) daneben (Stichwort Web) muß er Zugriff auf die Wissensbestände weltweit haben.

«Ein frommer Wunsch. Aber nichts ist so anwenderfreundlich wie bedrucktes Papier.»

ja, und nichts wird schneller weggeschmissen.

warum wird gleich immer so extrem gedacht? wenn man über die heutige papierverschwendung laut nachdenkt, wird sofort losgeheult - 'ich will mein buch aber mit ins bett nehmen!' - als ob da propagiert wird, bücher abzuschaffen. es geht doch nicht darum, jetzt den kompletten Dostojewski auf cd zu brennen - ganz im gegenteil, da sollten sich die verlage mal lieber einen kopf machen, wie sie ihre bücher wieder richtig schön machen können, feste einbände, sauberes papier, gute typo, bücher, die gut riechen und nach dreimal lesen nicht aussehen wie klopapier ... aber die encyclopedia britannica auf cd zu brennen macht imho durchaus sinn - wer mit dem teil schon mal recherchieren mußte, weiß, was ich meine - das macht muskelkater. außerdem is ne komplette ausgabe davon sauteuer und braucht richtig platz. und ich kenne niemanden, der abends mit drei bänden lexikon ins bett geht ...

der multimediale aspekt ist ebenfalls erwähnenswert - klänge, videos, timelines, online-verbindung zu verwandten infos, erklärende animationen etc etc ... damit können meine kids stundenlang forschen und wollen immer noch mehr. dieses infotainment hält sie aber doch nicht davon ab, im bett noch in ihren lieblingsbüchern oder zeitschriften zu schmökern ...

oder telefonbücher - wenn ich an die millionen tonnen von papier weltweit denke, die in jedem haushalt vor sich hin gammeln, jedes jahr upgedated und trotzdem kaum benutzt werden ... wo bleibt das telefon, das den kleinen silberling schlucken und lesen kann? ...

oder zeitungen - ich kaufe schon seit jahren keine zeitung mehr. einfach weil mir der akt des wegwerfens jedesmal einen stich gibt. heutige zeitungen sind wie ein nasses handtuch - man wringt es aus und freut sich über die paar tropfen, die einen vorm verdursten retten - übrig bleibt ein halbes pfund müll ... tagtäglich, am wochenende auch mal zwei pfund ...

das sind nur son paar offensichtliche beispiele aus dem privaten sektor. wenn man dann an behörden, universitäten, büchereien usw. denkt, oder den handwerklichen bereich, oder den öffentlichen bereich - u-bahnhöfe mit multimedialen erlebniswelten statt öder plakatwände, statt telefonzellen public_information-terminals (news, email und datentransfer, reservierungen etc etc) ... also mir fallen tausend sachen ein, in denen "digital" ein wahrer segen wäre ... und wie gesagt, es geht hier nicht um literarische leckerbissen, die man so sehr schätzt, daß man sie sogar mit ins bett nimmt <eg> ...

«... zu deren Manipulation man umständliche Eingabegeräte wie "Tastatur", "Maus" oder "Trackball" benötigt.»

LOL - das ist aber nicht dein ernst, oder? stell dir mal vor, du entwickelst eine lektion für einen workshop (text und illustrationen) auf 'traditionelle' art: dein schreibtisch ist beladen mit endlosen blättern papier mit skizzen, entwürfen, notizen, es stapeln sich die selfhtml, w3c-spec, javascriptreferenz, styleguides, thesaurus, wörterbücher, kataloge, das zeichenbrett muß ständig abgeräumt werden, überall liegen stifte rum und du findest den, den du grade brauchst, natürlich nicht, weil er unter das brett gerollt ist, dann kippt dir auch noch die kaffeetasse um, dann mußt du deine briefe eintüten, jeans und schuhe anziehen, zum briefkasten latschen, wenn du zurückkommst, hat deine schreibtischlampe den geist aufgegeben und du hast keine reservebirne und natürlich ist es samstag und 19:00h ... und dann mußt du erst noch alles sauber abtippen, die zeichnungen scannen und kopieren und und und ...

nöh laß mal. da zieh ich tastatur und meinen trackball vor, die füße auf tisch kaffee schlürf schokolade reinzieh emails lesen endlose forummessi schreib grafik bastel routine liegt mir mehr ... <ggg> ... ich gebs ja zu - diesen 'idealzustand' erreiche ich auch nur gelegentlich (wenn nicht an irgendwas geschraubt oder neu installiert oder winkack repariert oder geld verdient werden muß :-\) aber du weißt schon, was ich meine ;-)


Von "traditioneller Art" habe ich nicht gesprochen. Ich will bessere Eingabegeräte. Spracheingabe ist schon erfunden und funktioniert ganz ordentlich, Touchscreen gibts auch schon, es fehlt lediglich an einer übergreifenden, zusammenfassenden Lösung.

«Das gleichzeitige Betrachten von unterschiedlichen Dokumenten ist praktisch unmöglich»

wieviele dokumente kannst du denn ohne monitor 'gleichzeitig' betrachten? das ist ja auch wieder ne frage der technik. ein monitor, auf dem sich 2 din-a4-seiten nebeneinander in etwas mehr als originalgröße abbilden lassen, ist ja durchaus keine utopie. ein satz ist mir haften geblieben, den jemand hier an anderer stelle anbrachte: "etwas weniger megaherz und dafür viel mehr (=bessere) peripherie" ... wohl wahr!

«Wenn wir wirklich irgendwann auf Papier verzichten wollen, dann muß die gesamte Computerwelt revolutioniert werden.»

nun, diese revolution läuft ja auf hochtouren. wenn ich mir den gigantischen fortschritt der letzten 10 jahre ansehe, auch wenn die peripherie da nicht ganz schritt gehalten hat ... stell dir mal vor, wo wir in weiteren zehn jahren sein werden ... was jetzt revolutioniert werden muß, ist die einstellung zu und das verständnis der vielfältigen neuen möglichkeiten und medien.

«was jetzt revolutioniert werden muß, ist die einstellung zu und das verständnis der vielfältigen neuen möglichkeiten und medien.»

Wie immer läuft der Mensch der technischen Entwicklung hinterher. Das ist aber auch garnicht anders zu machen, denn irgendwer wird dem Fortschritt immer skeptisch gegenüberstehen, andere werden ihn vorantreiben. Das Lerntempo läßt sich aber nicht unendlich steigern, und Umgang mit den neuen Medien muß gelernt werden.

«wenn man über die heutige papierverschwendung laut nachdenkt, wird sofort losgeheult - 'ich will mein buch aber mit ins bett nehmen!'»

ich hasse diesen Satz "will mein Buch mit in ... nehmen". Daher in übler verleumderischer Absicht: In jeder mittelalterlichen Legende zur Überführung irgendwelcher unechten Reliquien geschehen x Wunder. Sehr beliebt: die Zugtiere lassen sich von einer bestimmten Stelle nicht wegbringen. Tja, wieviel Wunder wohl überhaupt damals passiert sind? Ist auch egal, gehört dazu wie zum Western der Showdown, muß also passiert sein. Muß also in jeder Story auftauchen. Nennt man topos. Dasselbe ist dieser blöde Satz vom Buch, ganz egal wieviel Kiloseiten in Deutschland pro Jahr nun tatsächlich in Bett oder Badewanne gelesen werden. Dieser blöde Satz taucht in jedem Artikel und in jedem Posting auf. Ist eben ein topos.


«Ich rieche alte Bücher sehr gerne, ich fasse alte Bücher sehr gerne an, ich lese sehr gern in Büchern, Ihr vergeßt das emotionale, das haptische, die Anmutung ...»

Hmpf. Ich sprach anfangs von "Papier", zwischenzeitlich ist das eingegrenzt worden auf "Buch", aber nicht von mir. Es gibt schließlich noch andere Arten der Papierverwendung. Und die sind in ihren Auswüchsen schlimmer, weil sie sich viel hartnäckiger ansammeln als "Bücher". Da würde ich also zuerst anfangen ;).

yaman, das ist genau das problem! man sollte wirklich mal trennen - bücher auf der einen seite und papier, das als wegwerf-datenträger mißbraucht wird auf der anderen.

« ... Ihr vergeßt das emotionale, das haptische, die Anmutung ...»

ich vergesse das sicher nicht, sondern versuche ja gerade und immer wieder und schon fast verzweifelt den punkt zu machen, daß es eben NICHT darum geht, papier, bzw. bücher, abzuschaffen! genauso stinkt es mich aber, daß jeder flüchtige mist, der morgen bereits unwichtig ist, zwischen zwei pappkartons gepreßt werden muß, um wenigstens noch den anschein von 'wert' zu erhalten. dabei ist es egal, ob das die 'stories' von stephen king und seinem ghostwritergefolge sind, oder die fehlersammlungen zu win98 oder irgendwelche emails oder die tageszeitung oder 'marketing-strategien' ... alles zeug, das keinen nährwert, erst recht keinen bleibenden wert hat, verdient es nicht, daß auch noch papier dafür verschwendet wird. Nullen und einsen sind wirklich alles, was man dort zugestehen sollte.

das andere extrem sind die situationen, in denen papier als datenträger gar nicht den ansprüchen gerecht werden KANN (rein mengenmäßig), universitäten, behörden, kliniken, große unternehmen etc.

was das haptische angeht - ich kann mir vorstellen, daß eine wirklich sensitive peripherie mit einer genauso sensitiven eingabemöglichkeit mir genausoviel lust bereitet, wie zärtlich mit den fingerspitzen eine bestimmte passage in einem buch zu verfolgen. auslöser der lust ist ja der content, alles drum herum ist imho reine gewöhnungssache. natürlich ist zu wünschen, daß die peripherie irgendwann nicht nur 100% auf meine bedürfnisse, sondern auch an mein momentanes befinden angepaßt werden kann ...

«Stellt Euch mal eine barocke Bibliothek vor, die statt wunderbarer Bücher nur kalte, runde CDs da stehen hat ...»

also barocke bibliotheken - ich weiß jetzt nicht genau, was du damit meinst ... die stadtbüchereien, mit denen ich normalerweise so zu tun habe, da gibt es irgendwo eine kleine staubige ecke mit der wirklich tollen literatur, der rest sind die üblichen fließbandproduktionen im taschenbuchformat, endlose regale mit zeitungen und zeitschriften - und das absolute gros sind eben die reinen lehr- und fachbücher zu hunderten von wissensgebieten, die man sowieso nicht danach auswählt, wie schick oder elegant oder ästhetisch sie aufgemacht sind, sondern nur nach der information, die sie bieten. und häufiger als nicht hab ich mir da schon die kühle glatte cd gewünscht, nicht nur wegen der leichteren recherche - ich kann auch auf die kritzeleien und unterstreichungen hunderter vor-leser verzichten, die herausgerupften seiten, die endlosen warteschlangen beim ein- und auschecken, das hin- und hergeschleppe, die endlosen märsche durch die regalreihen, um drei bücher zu finden ...

wenn ich mir eine moderne (digitale) bibliothek vorstelle, dann muß das doch keine horror-architektur ala 'Koma' sein. große, tageslichtdurchflutete hallen, in denen mein einziger fußweg der zu einem freien terminal ist, wo ich dann bei einer kanne kaffe mit allem komfort meine recherche betreiben kann ... und einzelne cds seh ich da sowieso nicht <g> ... das wär ja irgendwie albern ;-)) - abgesehen von meiner mitglieds-cd, auf die ich mir die 50Gb als wochenend-pensum draufkopiert habe <ggg> ... und wenn ich was zum LESEN suche, dann begebe ich mich in die 'analoge' abteilung ;o)) ...


sicherlich sind wir einer Meinung, daß der meiste Buch-Kram nicht unbedingt gedruckt werden müßte, sondern in einer anderen Präsentationsform leichter zugänglich und evtl. auch umweltschonender präsentiert werden kann.

Darüber lohnt sich nachzudenken