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Gewalt

Etwas war schiefgelaufen. Die Demo hatte sich völlig aufgelöst, war zu einem free-for-all ausgeartet. Kleine Trupps der Robots rasen durch die Gegend und toben sich an einzelnen Menschen aus. Max rennt in eine Seitenstraße, sein Herz zerspringt schier vor Aufregung, Anstrengung, Angst, Wut, Haß. Er wirft sich in einen Hauseingang und versucht, sich zu beruhigen. Er weint um die, die nicht so glücklich weggekommen sind.

Er zieht die Tür ein wenig auf und hört einen Schrei. Ein Mensch schreit, der panische Angst, Angst um sein Leben hat. Max blinzelt durch den Türspalt und sieht einen Menschen über die Straße rennen, dicht gefolgt von vier Robots. Dann fällt der Mensch, es macht ganz laut KNACK!, der Mensch ist nicht mehr zu sehen, man sieht nur einen zuckenden schwingenden Wall um ihn herum und dann spazieren die vier Robots gemächlich die Straße zurück, rücken sich ihre Uniformen und Lederriemen und alles andere zurecht und plaudern heiter miteinander.

Aus den Fenstern hört man verärgerte Menschen, 'Das könnten unsere Kinder sein!', 'Hoffentlich!' antworten die Robots, Blumentöpfe fliegen, aber die Robots lachen nur und verschwinden um die Ecke. Leute kommen aus den Häusern, Max wird hochgehoben, er schluchzt mit brennenden Augen, ohne Tränen, er weiß jetzt was Haß ist.

Die Leute, in deren Auftrag ja die Robots angeblich handeln, heben etwas von der Straße auf, 'Kennste den?', aber als Max endlich hinsieht, erkennt er nur zerschlagenes Fleisch, roter Glitsch bleibt auf der Straße zurück und er muß sich übergeben ...

Später.

Max bewegt sich, ohne einen Entschluß gefaßt zu haben. Im Dunst aus Rauch und Tränengas erscheinen und verschwinden Schemen, Lichter zucken, Menschen schreien, Sirenen heulen, Chaos.

Da sind so viele zerschlagene Leiber am Boden, so viele Roboterarme schwingen und schwingen und schwingen, empfindungslos, hemmungslos, automatisch.

Und durch sein fassungsloses Entsetzen trifft ihn etwas knallhart am Kopf, er sackt zusammen, kann sich nicht bewegen, aber seine Sinne sind noch da. Er schmerzt. Um ihn herum ist nur Schmerz und Kälte und ein Paar Augen liegen vor ihm am Boden und in ihnen steht nur WARUM? und wieder kracht etwas in seinen Rücken und er wünscht sich, daß er hier und jetzt sterben kann, er sieht nur noch diese Augen und dieses WARUM? und überall sind jetzt diese Augen und wieder kracht etwas in seinen Körper, er liegt nun auf dem Rücken und es ist überall rot, WARUM?, WARUM?, WARUM?

Plötzlich sind zwei Augen auf ihm, die sagen gar nichts. Sie sind nur kalt, tödlich kalt, und Max schreit in diese Augen hinein, 'Nicht mehr! bitte, bitte, nicht mehr!' und diese Augen bekommen eine Stimme, die sagt 'Du schwule Sau, ich kastrier' dich!' und die Augen sind weg, Max blickt in den roten Himmel und plötzlich kommt ein riesiger Brocken aus diesem Himmel, alles geschieht wie in Zeitlupe, der Brocken wird größer und größer, erfüllt das ganze Blickfeld, es ist ein riesiger Stiefel, plötzlich ist Max völlig klar und mit einer letzten gewaltigen Anstrengung wälzt er sich auf die Seite und dieser riesige Stiefel kracht auf seine Hüfte, Haut platzt, Fleisch reißt, Knochen splittert - hinter seiner Stirn ist helles Licht und dann nichts mehr.

/pa.eng