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Selbstkritisch?

Niemand sollte eine Awardvergabe beginnen, ohne sich reichlich Gedanken darüber zu machen. Eine ernsthafte Awardvergabe braucht sehr viel Zeit, sehr viel Recherche, aber es gehört auch dazu, dass man wirklich in der Lage ist, die zu bewertende Site unter verschiedenen Gesichtspunkten abzuklopfen. Das Endergebnis wird immer subjektiv sein, kein Zweifel - jedoch sollten Aspekte wie Anwenderfreundlichkeit, Browser- und Plattformverträglichkeit, fehlerfreie Funktion, eigene Inhalte und gelungene Ästhetik auch in die Bewertung einfließen - und das bedeutet, dass der Begutachter mit diesen Aspekten auch vertraut sein muss. Ansonsten wird die Vergabe schnell unglaubwürdig oder lächerlich.
Wer Awards verteilt, wird sich auch irgendwann fragen lassen müssen: "Warum ausgerechnet Du?" oder "Was ist Dein Hintergrund, dass Du Dir anmaßen kannst, über andere Seiten zu urteilen?"

Dazu ein paar Anmerkungen aus einer Glosse von Roberto Simanowski, aus der ich hier auszugsweise zitiere. Den kompletten Text der Glosse "Award-Nepotismus ... Ich preise, also bin ich" findest Du unter: www.dichtung-digital.de/

"... zum Unglück der Ausgezeichneten, wie sich herausstellt. Denn dieser Awardverleiher dürfte selbst nicht so schnell einen Award gewinnen mit seiner Kinder-Ästhetik, die alle Buntstifte ausprobieren will und ein Farbchaos erzeugt, das nur den Augen der Mutter nicht weh tut. Auch der Inhalt dieser Webpage ist nicht sonderlich attraktiv mit seinen Links zu Countdown-2000-Zählern, mit der Wetter-Rubrik, den Surf-Tips oder mit der DDR-Seite, auf der das alte Emblem der Organisation der Jungpioniere und einige gebrochene Links zu anderen Ostalgie-Objekten zu finden sind."

Es ist also durchaus möglich, dass sich jemand Deine Kriterien betrachtet und sich dann (zu Recht) fragt:

"Was gewinnt Martina B., wenn sie sich von so unkompetenter Stelle auszeichnen lässt? Und was verliert sie?! Schon die 'Laudatio' ist peinlich: ""Du hast den DDR-Award gewonnen. In Deiner Homepage war doch Interessantes drin!" Es ist ungefähr so, als näme man einen Literaturpreis aus den Händen von Analphabeten entgegen. Warum verdeckt Martina mit diesem Award und anderen ähnlichen den des italienischen Soundtrack-Komponisten Ennio Morricone (Nr. 61), dessen eigene Website den wirklichen Fachmann verrät? Nun, vielleicht wäre es unhöflich, den Preis, zumal eines Minderjährigen, abzulehnen. Vielleicht ist Martina vor lauter Sammelleidenschaft auch etwas kritiklos geworden. Aber muss sie das Image ihres eigenen Awards aufs Spiel setzen und nun ihrerseits M.s Webpage als "Hammerstarke Site" auszeichnet, mit immerhin 2 von 3 möglichen Sternen?! Hatte sie nicht beteuert, dass sie ihren Award nicht verschenke, sondern "recht hohe Ansprüche" habe?! Hieß es nicht: "die üblichen privaten Homepages mit den Themen 'Ich, meine Hobbys und ein paar Links' haben absolut keine Chance"?! Ach was."

Der Verdacht liegt schließlich immer nahe, dass man Awards nur vergibt und sammelt, um Hits für jeden Preis zu generieren.

"Es werden nicht nur Preise aus unbefugter Hand entgegengenommen, man macht seine Webpage auch zur Werbefläche, ohne einen einzigen Pfennig Gegenleistung."

Wenn eine Awardvergabe rein kommerzielle Hintergründe hat, ist dies meist nach wenigen Klicks sichtbar - man muss nur die Kriterien oder eben die versammelten "Gewinner" etwas näher betrachten. Aber auch bei rein privaten Projekten können sich dem Betrachter unangenehme Gedanken aufdrängen.

"Diese Award-Vergabe ist eine raffinierte Methode, nicht nur Werbekosten zu sparen, sondern dabei auch noch einen Ausflug in den nichtkommerziellen Teil dieser Welt unternehmen und sich als Kunstrichter fühlen zu können. Zugleich ist es eine Entwertung der Wertung, was ja ohnenhin ein Phänomen des Netzes darstellt. Jeder kann im Netz seine Schubladengedichte veröffentlichen, jeder kann kommen und sie auszeichnen. Der Mangel an Kompetenz spiegelt sich dabei im Mangel an Begründung wieder: Kommentare wie "Tolle Seite", "Hat mir sehr gefallen", "Ich komme bestimmt wieder" sind zumeist alles, was man als Bemerkung zur Preisvergabe erhält. Und da man über Geschmack bekanntlich nicht streiten kann, sollte man auch gar nicht mehr erwarten. [...]
Die Netzbewohner, so scheint es, bändeln an mit jedem, fragen nicht nach Geschmack und Kompetenz, nehmen, was sie kriegen können. Das trifft auch zu auf jene mit Kompetenz und Geschmack, die entweder das Image des angetragenen Preises nicht zu prüfen scheinen, indem sie sich einmal anschauen, in welchen Reigen sie damit treten, oder die einfach keinen Anstoß nehmen. Man prostituiert sich bedenklenlos, macht sich, aus lauter Narzismus, zu billigen Werbeflächen und Referenzträgern für das Ego zweifelhafter dritter. Prostitution verbindet."

Denke daran - wenn Du Award-Gewinner (Links zum Surfen) anbietest, werden Deine Besucher ebenfalls eine Wertung treffen - ob Du Deine Links konsequent und kompetent ausgewählt hast, oder ob es einfach nur ein Reigen bunter Papp-Orden ist.

"Wir aber, die wir auf das Phänomen des Awardtransfers stoßen, sind eingeladen, wenn schon nicht an ihm teilzunehmen, so doch wenigstens ihn mit der gebotenen Ironie zu betrachten. Und während für die einen gilt "Ich preise, also bin ich", mögen die anderen sich immerhin als Publikum der Show begreifen und als Besucher einer hoch interessanten Ausstellung, in der jeder Award die Semantik seines Erfinders im Design ergründen lässt."